Die Welt befindet sind in großer Unordnung und muss sowohl neue als auch altbekannte Krisen bewältigen. Digitalisierung, Migration, klimatische Veränderungen und soziale Ungleichheit sind nur einige der Faktoren, die uns vor langfristige Herausforderungen stellen.
Hier sind starke Gesellschaften gefragt. Inmitten von Veränderungen ringen diese ihrerseits jedoch ebenfalls nach Identität. Als „Gesellschaft im Umbruch“ sind auch wir in Deutschland auf der Suche nach Antworten auf drängende Fragen, neuen Perspektiven und sozialem Zusammenhalt.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wege aus der Krise“ möchten wir uns gemeinsam mit Ihnen auf die Suche begeben. Wir laden Experten aus Wissenschaft und Praxis ein, um in dialogischer Form über gesamtgesellschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätzen zu diskutieren.
3. Veranstaltung: Wege aus der Krise – „Freiheit und Verantwortung heute“ mit Dr. Jürgen Nielsen-Sikora
Datum: Donnerstag, 05. Juli 2018, 19:00 – 20:30 Uhr
Ort: Karl Rahner Akademie, Jabachstraße 4-8, 50676 Köln
Um Anmeldung bis zum 03. Juli 2018 unter info@ikult.com wird gebeten.
Mit seinem späten Hauptwerk „Das Prinzip Verantwortung“ wurde Hans Jonas (1903-1993) einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Er mahnte in diesem Buch unsere Verantwortung an: Angesichts unserer technischen Fähigkeiten und des Ressourcenverbrauchs ist es in den Händen von uns Heutigen, die Möglichkeit künftigen menschlichen Lebens zu sichern.
Das Spektrum der Themen, die Jonas philosophisch bearbeitete, reicht aber weit über diese „Ethik für das technologische Zeitalter hinaus“. Sein ganz besonderes Interesse galt einer Phänomenologie des Lebens. Er spannte einen philosophischen Bogen von den elementarsten Lebensformen bis zum menschlichen Geist, der Freiheit verbürgt.
Kann uns seine Philosophie auch durch eine Welt leiten, in der Wutbürger und Unzufriedene, ewig Gestrige, Populisten und Angstmacher, Polterer, Hasskommentatoren und Europa-Feinde an Einfluss gewinnen? In einer Zeit, in der viraler Nonsens sich rasend schnell verbreitet und die Weltanschauung von Millionen Anderen manipuliert; in der öffentliche Debatten aggressiver geführt werden und Fake-News für Nervosität und Gereiztheit sorgen?
Wahrheit war noch nie klar dechiffrierbar. Die Philosophie ist heute gefordert, das Rationalitätsprinzip des Diskurses wiederzubeleben.
Literatur:
Jürgen Nielsen-Sikora: Hans Jonas. Für Freiheit und Verantwortung. Darmstadt 2017.
Bernhard Pörksen: Die Große Gereiztheit. München 2018
Jürgen Nielsen-Sikora studierte von 1995 bis 1999 an der Universität zu Köln und Freien Universität Berlin Philosophie, Pädagogik, Geschichte und Psychologie und schloss als Diplom-Pädagoge ab. 2002 wurde er im Fach Philosophie promoviert. Er war von 2000 bis 2002 Stipendiat der Graduiertenförderung des Landes Nordrhein-Westfalen und Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Didaktik der Geschichte und Geschichte der Europäischen Integration an der Universität zu Köln; 2009 wurde er dort Akademischer Rat. Seit seiner Habilitation 2011 bei Michael Gehler an der Universität Hildesheim ist er dort Privatdozent. Im Jahr 2012 wechselte er zur Konrad-Adenauer-Stiftung. In der Hauptabteilung Wissenschaftliche Dienste/Archiv für Christlich-Demokratische Politik leitete er dort die Abteilung Zeitgeschichte. Im Dezember 2014 wechselte er an die Universität Siegen und und ist dort am Lehrstuhl für Bildungsphilosophie/Hans Jonas-Institut tätig. Seit Kurzem ist er zudem Vorstand des Hans Jonas-Zentrums.
2. Veranstaltung: Wege aus der Krise – Vortrag und Diskussion Technologiekritik mit Dr. Marc Hieronimus
Datum: Donnerstag, 26. April 2018, 19:00 – 20:30 Uhr
Ort: Karl Rahner Akademie, Jabachstraße 4-8, 50676 Köln
Um Anmeldung bis zum 24. April 2018 unter info@ikult.com wird gebeten.
Vortrag und Diskussion Technologiekritik
Spätestens seit der Ersten Industriellen Revolution stoßen technische Neuerungen immer auch auf Kritik: Eigentlich zum Wohle der Menschheit gedacht, vernichten sie Arbeitsplätze, verursachen Umweltschäden und verändern drastisch die Gesellschaft und den Alltag der Menschen. Heute haben wir aber eine widersprüchliche Situation: Der „Fortschritt“ wird immer rasanter und kaum noch kontrolliert. Technologiemüll, Giftstoffe und der Klimawandel bedrohen die Menschheit in ihrer Existenz. Die Städte ersticken am Autoverkehr, die Jugend verdummt vor ihren Smartphones und Bildschirmen. Der „Transhumanismus“ will sogar die reichen Menschen durch Medizin und Prothesen „verbessern“, was die ärmeren automatisch zu Menschen zweiter Klasse degradieren wird – aber fundierte Technologiekritik wird fast nicht mehr geübt! Nur ein Teil der Postwachstumsbewegung, die ausdrücklich gegen das Wirtschaftswachstum und für die Wiedergewinnung der Kontrolle über die Entwicklung eintritt, liest und diskutiert die großen Klassiker der Fortschrittskritik, die heute aktueller sind denn je.
Im Vortrag sollen einige der wichtigsten Denker und Thesen der Technologiekritik vorgestellt werden.
Dr. Marc Hieronimus ist Historiker, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Philosoph und Autor des Buchs „Der Schritt zur Seite. Postwachstum – Rückgang– Décroissance.“
1. Veranstaltung: Wege aus der Krise – „Zweieiige Zwillinge? Antisemitismus und Islamophobie als Teil der gegenwärtigen Rassismusdiskurse“ mit der Referentin Dr. Dani Kranz (Bergische Universität Wuppertal)
Datum: Donnerstag, 22. März 2018, 19:00 – 20:30 Uhr
Ort: Karl Rahner Akademie, Jabachstraße 4-8, 50676 Köln
Um Anmeldung bis zum 19. März 2018 unter info@ikult.com wird gebeten.
Dani Kranz plädiert in ihrem Vortrag für die Konzeptualisierung eines umfassenden Alloismus, der den Allosemitismus um Phänomene wie Alloarabismus oder Alloislamismus erweitert und begrifflich vereint. Hierunter erfasst sie die Konzipierung von konstitutiv ‚Anderen’: Der oder die konstitutiv Andere wird als ein Gegenentwurf zum Entwurf des Eigenen konstruiert, steht aber immer mit dem Entwurf des Eigenen im Zusammenhang. Im Rahmen dieser Betrachtung sind Juden/Israelis und Muslime/Araber diese Anderen im Gegenentwurf zu Christen/Deutschen, die die Mehrheitsgesellschaft dieser Trias darstellen. Wie ist der projizierte Alloismus vor dem Hintergrund lokaler Geschichte und Gegenwart sowie globaler Flüsse von Menschen und Inhalten zu verorten? Inwiefern spielt die Mehrheit eine alloistisch-identitätsstiftende Rolle für die Minderheiten? Und welche Parallelen begründen eine Erweiterung des Allosemitismus um Phänomene wie den Alloisraelismus, Alloislamismus oder Alloarabismus? Diese und weitere Fragen, die einer innergesellschaftlichen Spaltung zugrunde liegen, sollen während des Abends diskutiert werden. Die Referentin wird Impulse vorschlagen, um aus diesem Dickicht der symbolischen Projektionen herauszutreten und Rassismus in seinen verschiedenen Formen zu bekämpfen.
Dani Kranz ist Senior Researcher und Leiterin des Israelprojekts an der Bergischen Universität Wuppertal sowie Direktorin von Two Foxes Consulting. Ihr akademischer Hintergrund sind Sozialanthropologie, Sozialpsychologie und Geschichte, wobei ihre Expertise in den Bereichen der Migrations- und Ethnizitätsforschungs, Rechtsanthropologie, Interfamilien und –kindern sowie der intergenerationalen Tradierung liegt. Ihre gegenwärtige Forschung stellt die Trialektik von Juden, Muslimen und Christen in Deutschland in ihren Mittelpunkt. Ihre primären geographischen Forschungsgebiete sind Deutschland und Israel/Palästina, wo sie sowohl im Rahmen von Langzeitethnographien als auch mit Mixed Methods Ansätzen forscht.