Journalistin Elmas Topcu besucht FrauenForum

(Köln, 30.01.2016) Die WDR-Journalistin und Redakteurin Elmas Topcu referierte auf Einladung des FrauenForums im Rahmen des ikult-Projekts „Rheinlandgespräche“ zum Thema „Medien und Medienlandschaft in Deutschland“.

In einer kurzen Eröffnungsrede stellte das FrauenForum seine Tätigkeiten und das Konzept der Rheinlandgespräche vor. Demnach versuche der Interkultureller Dialog e.V. mit den Rheinlandgesprächen der Öffentlichkeit eine Schnittstelle zum Spannungsfeld aktueller Themen und der interkulturellen und der transkulturellen Dialogarbeit zu bieten. Dabei interessiere sich der Verein auch besonders für die Rolle von Medien in der Gesellschaft im Zeitalter der Digitalisierung.

Anschließend wurde bei einem gemeinsamen Brunch die Gesprächsrunde eröffnet. Zunächst präsentierte Elmas Topcu ihren Werdegang, wie sie nach Deutschland kam und ihre Tätigkeit beim WDR aufnahm. Sehr spannend war für die Teilnehmer der Bildungsweg von Frau Topcu. Sie erklärte dazu, sie hätte sich zu Beginn keine festen Ziele für die Zukunft gesetzt, so dass der Wechsel zu ihrem jetzigen Beruf erst möglich werden konnte. Die Kenntnisse aus ihrem Studium, vor allem aus den Bereichen Physik und Mathematik, hätten ihre analytischen Fähigkeiten gefördert. Dadurch könne sie ergebnisorientiert arbeiten und zudem Zukunftsprognosen schließen. Diese Eigenschaften seien in ihrem Beruf unverzichtbar, so Topcu.

Daneben berichtete Topcu von ihren vielfältigen Tätigkeiten. So beispielsweise von der Produktion des Dokumentationsfilms „Der Kuaför aus der Keupstraße“, in der sie zusammen mit Andreas Maus den Nagelbombenanschlag der NSU in der Kölner Keupstraße aus dem Jahr 2004 thematisiert und die Auswirkungen auf das Leben der Menschen in der Keupstraße veranschaulicht. Ausgestrahlt werde der Film in den Kinos Ende Februar.

Auf die Frage woher sie sich die Motivation und den Mut nehme, die schwierigen, wenn nicht gefährlichen Recherchen zu betreiben, antwortete Topcu, dass sie nach ihrem Gewissen handle, das ihr auch die nötige Kraft für ihre Arbeit gebe. Elmas Topcu beeindruckte die Gäste mit ihrem Streben nach kritischer Berichterstattung und der Suche nach Wahrheit und Aufklärung.

Dr. Yavuzcan: „Die Diskussion geht für Muslime an der Realität vorbei“

(Köln, 25.06.2015) Dr. İsmail Hakkı Yavuzcan vom Zentrum für islamische Theologie der Universität Tübingen sprach im Rahmen der Gesprächsreihe „Lebens- und Glaubenswelten in Deutschland – Die Wahrnehmung des ‚Anderen‘ in unseren Köpfen“, ein gemeinsames Projekt des Interkultureller Dialog e.V. (ikult) und der Kölner Hochschulvereinigung Young Academics, über „Muslimsein in Deutschland“. Seit April dieses Jahres bekamen im Rahmen der Gesprächsreihe verschiedene Lebens- und Glaubenswelten die Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Am vergangenen Donnerstag, passend zur Fastenzeit, wurden auch Einblicke in die vielfältige Welt der Muslime in Deutschland gewährt.

Dr. Yavuzcan erklärte zu Beginn seines Vortrags, dass in der deutschen Öffentlichkeit ein widersprüchliches Bild von Muslimen herrsche. Dabei handele es sich bei den Muslimen in Deutschland tatsächlich keineswegs um eine homogene Gruppe. Im Gegenteil seien äußerst heterogene Identitäten unter Muslimen in Deutschland vorhanden. In der Öffentlichkeit herrsche zwar das Bild, dass sich Muslime streng an ihre Religion halten, doch die Wirklichkeit sehe anders aus. Ganz unterschiedliche Lebensstile seien unter Muslimen festzustellen, wobei im alltäglichen Leben für manche, islamische Werte von großer Bedeutung seien, für andere hingegen nur eine nebensächliche Rolle spiele. Zudem erklärte Dr. Yavuzcan, dass es nicht möglich sei, einen idealtypischen Muslim zu finden, da die „reine Lehre“ nicht in der Realität existiere. Eine deskriptive Methode, die versucht, Lebens- und Glaubenswelten empirisch zu erfassen, sei zum Verständnis des Muslimseins in Deutschland dienlicher, so Yavuzcan. Hybride bzw. Patchwork-Identitäten, die unterschiedliche und scheinbar widersprüchliche Muster (Bsp. Deutsch-Türkisch-Muslimisch-Schwäbisch) zusammenbringen, seien auch unter Muslimen anzutreffen.

Menschen mit einem muslimischen Hintergrund werden sehr leicht auf ihre Identität als „Muslim“ reduziert.

Dr. İsmail Hakkı Yavuzcan

Dr. Ismail Yavuzcan 2Daneben wurde in dem Vortrag die umstrittene Rolle der Medien thematisiert. Dazu erklärte Dr. Yavuzcan, dass das Bild „des Muslims“ oft medial konstruiert sei. Medien würden oft Stereotypen bedienen und dabei behilflich sein so manche Vorurteile aufrechtzuerhalten. Oft zeige man Muslime nur als bärtige und männliche Personen oder muslimische Frauen mit Gesichtsschleier, die in der modernen deutschen Gesellschaft fremd seien. Allerdings stellte Dr. Yavuzcan auch klar, dass viele Muslime bewusst oder unbewusst durch ihr Fehlverhalten diese Stereotypen bedienen würden. Dennoch seien Schlagzeilen von auflagenstarken Zeitschriften wie ‚Der Spiegel‘, ‚Focus‘ oder ‚Stern‘ über Muslime und den Islam kritisch zu betrachten, da sie stets ein einseitiges Bild unterstützen würden. Deshalb wundert es nicht, dass Bewegungen wie Pegida entstehen, die glücklicherweise in großen Teilen Deutschlands nicht Fuß fassen konnten, so Yavuzcan.

Die Diskussion, ob der Islam zu Deutschland gehört, gehe für viele muslimische Jugendliche an der Realität vorbei, da sie sich längst nicht mehr als Migranten, sondern selbstverständlich als Teil der deutschen Gesellschaft betrachten würden. Zum Schluss seines Vortrags erklärte Dr. Yavuzcan, dass in der Öffentlichkeit die Annahme herrsche, dass überall Moscheen entstehen, dabei gebe es in Deutschland nur wenige klassische Moscheen mit Kuppel und Minarett. „Bei der erdrückenden Mehrheit der muslimischen Gebetshäuser in Deutschland handelt es sich noch immer um Hinterhofmoscheen“, so Yavuzcan.

Dr. Ismail Yavuzcan - Publikum

Stellungnahme zu den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“

(Köln, 13.01.2015) Der Interkultureller Dialog e.V. verurteilt die jüngsten Anschläge in Paris auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ aufs Schärfste. Wir möchten den Hinterbliebenen der Opfer unser Beileid aussprechen.

Niemand hat das Recht sich auf religiöse Überzeugungen zu berufen, um Menschen brutal zu ermorden.
Der Interkultureller Dialog e.V. verurteilt terroristisches und extremistisches Gedankengut und lehnt fundamentalistische Ideologien als falsche Auslegungen des Islams zutiefst ab.

Wir, der Vorstand, die Geschäftsführung, alle Mitarbeiter und Angestellte des Vereins Interkultureller Dialog e.V. (ikult e.V.) verurteilen diese menschenverachtenden Verbrechen und betonen ausrücklich die besondere Bedeutung der Presse- und Meinungsfreiheit. Der Terroranschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ ist zweifelsfrei ein Anschlag gegen grundlegende demokratische Werte und selbstverständlich gegen die Menschlichkeit!

Lasst uns gemeinsam Farbe gegen Hass und Intoleranz bekennen und die mühsam erkämpften demokratischen Werte und Prinzipien schützen.

„Für das leidende Herz und das weinende Auge, ist die Nachricht, dass Hoffnung für den globalen Frieden besteht, das schönste Geschenk.“

Fethullah Gülen