Sonntagsgottesdienst in der AntoniterCityKirche und der Besuch der Dialog Schule in Buchheim

(Köln, 10.April 2016) Die Mitglieder von ikult e.V. hatten sich über die Einladung von Pfarrer Markus Herzberg und den Presbyteriums Mitgliedern zum Sonntagsgottesdienst sehr gefreut. In der Predigt sprach er über die Ängste und Unsicherheit, die viele Menschen in Deutschland momentan bewegen. Die Medienerstattungen über die Flüchtlinge und den Islam werden sehr unterschiedlich von politischen Parteien und Medien kommentiert, was dann in der Bevölkerung zu Vorurteilen gegen Menschen anderer Herkunftsländer und Religionen führt! Pfarrer Markus Herzberg konnte dies durch Beispiele und Zitate, die in den Medien von öffentlichen Personen geäußert wurden, widerlegen. Die Menschen behalten eher das Negative als das Positive aus den Medien! Die prägende Aussage die mir, Rüdiger Sorge, an diesem Tag in Erinnerung blieb, ist die Frage, ob ein gläubiger Mensch, der sich mit anders gläubigen Menschen austauscht oder diesen hilft, dadurch sein Glauben verlieren kann und den anderen Glauben annimmt?

Pfarrer Markus Herzberg sagte: Nun eher nicht, wenn der Glaube fest im Herzen ist. Denn in den aller Welt Religionen ist hinterlegt, dass man den Mitmenschen helfen soll und eine Verantwortung gegenüber der sozialen Gesellschaft hat, egal welche Religionsgemeinschaft der Andere angehört. Leider haben das einige unserer Gesellschaft vergessen. Deshalb sollte jeder mit gutem Beispiel voran gehen und den Dialog zum Mitbürger in der Nachtbarschaft suchen.

Pfarrer Markus Herzberg lud die Anwesenden im Anschluss des  Gottesdienstes zum gemeinsamen Austausch im offenem Dialog im Gemeindesaal bei Kaffee, Tee und Gebäck ein. Dort wurden die anwesenden Gläubigen mit einfachen Fragen zu Ihren Glauben überrascht, die sie sich sonst so nicht mehr gestellt haben. Sowohl die Christen wie auch Moslimen tauschten sich über ihre Gebräuche und Gedanken aus, um festzustellen, dass eigentlich die Tagesabläufe nicht so unterschiedlich sind, außer dass man sich unterschiedlich kleidet!

Gegen Mittag lud der Vorstandsvorsitzende von ikult e.V. Dogan Erol, die Anwesenden zu einer Besichtigung in die Dialog Schule ein. Mit ca. 20 Personen wurden wir unter der Führung vom Geschäftsführer der Dialog Schule Genç Osman Esen durch die Schule geführt! Er erzählte von der Zeit als die Schule als Idee entstand bis zum heutigen Tage und das der Einsatz sich zum Wohle der Kinder und Jugendlichen mehr als gelohnt hat. Auch das die Schulleitung und das Lehrerkollegium stolz darauf sind, dass die Schule die Europamedaille verliehen bekommen hat und als Referenzschule im Regierungsbezirk Köln im Netzwerk der Zukunftsschule NRW als Beispiel für andere Schulen benannt wurde.

Ein gemeinsames Mittagsbuffet in der Schulmensa rundete diesen gemeinsamen Sonntag ab.

14. Internationalen Sprach- und Kulturfestivals, Farben dieser Welt

Der Interkultureller Dialog e.V. als Mitglied im BDDI beteiligt sich als Organisator und Träger bei der Durchführung des „14. Internationalen Sprach- und Kulturfestivals, Farben dieser Welt“, das unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen stattfindet. Im Folgenden finden Sie die offizielle Beschreibung des Sprach- und Kulurfestivals, auf der Homepage vom international festival of language & culture (iflc) www.intFLC.de.

Das Internationale Sprach- und Kulturfestival (iflc) ist ein internationaler Sprachwettbewerb mit Kulturfestcharakter für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 16 Jahren bzw. bis 19 Jahren in der Kategorie Kultur. Es ist das in Nordrhein-Westfalen ausgetragene Finale eines weltweiten Gesamtprojektes, welches  auf den Bemühungen des Academy e.V. mit Sitz in Frankfurt/Main basiert, die seit 2003 bestehende und inzwischen auch international ausgetragene und in der Türkei längst zu einem Medienhighlight avancierte Kulturolympiade auch in Deutschland bekannter und zugänglicher zu machen. Das „iflc“ wird aktuell  von vielen Vereinen, Verbänden und Freiwilligen aus ganz NRW, sowie aus anderen Ländern organisiert, getragen, durchgeführt und unterstützt.

Ziel

Das iflc verfolgt das Ziel, Kinder und Jugendliche für andere Sprachen und Kulturen zu begeistern und ihnen einen Zugang zu diesen zu ermöglichen. Dies geschieht, indem die Kinder und Jugendlichen ihnen fremde Sprachen erlernen oder ausgewählte kulturelle Werke einstudieren und abschließend einander in preisdotierten Wettbewerben bei angemessenem Ambiente präsentieren. Die Wettbewerbe werden nach einem innovativen Verfahren gestaltet, das alle TeilnehmernInnen in Abhängigkeit von ihrem persönlichen sprachlichen Hintergrund durch einen gleichermaßen fairen Schwierigkeitsgrad herausfordert.

Das Ergebnis ist ein Festival im Namen des Zusammenhalts und des friedlichen Miteinanders, welches den teilnehmenden Jugendlichen eine Plattform für den interkulturellen Austausch und den interkulturellen Dialog bietet, da sie die Möglichkeit erhalten sich gegenseitig unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Traditionen vorzustellen. Somit findet ein Kultur- und Wissensaustausch, basierend auf gegenseitigem Respekt und gegenseitigen Erfahrungen, der sich sehen und hören lassen kann und der ganz praktisch zur Völkerverständigung beiträgt, statt.

Um weitere Informationen zu erhalten, schreiben Sie uns unter: presse@ikult.com.

  • 28. Mai 2016 in Düsseldorf im ISS Dome

Rheinlandgespräche mit Frau Jun.-Prof. Dr. Béatrice Hendrich

ACHTUNG, Veranstaltungsort hat sich geändert, bitte beachten, Danke.

Das FrauenForum des Interkultureller Dialog e.V. (ikult) möchte Sie recht herzlich zum „Rheinlandgespräche“ „Alevitentum in Deutschland“ mit Frau Jun.-Prof. Dr. Béatrice Hendrich von der Universität zu Köln, Fachbereich: Sprachen und Kulturen der Islamischen Welt (Türkei, Zypern) am Donnerstag, den 26.05.2016 um 19.00 Uhr, einladen.

Frau Jun.-Prof. Dr. Béatrice Hendrich wird einen Vortrag (Dauer ca. 45 Minuten) über das „Alevitentum in Deutschland“ halten. Anschließend ist auch Zeit, um im offenen Dialog mit allen Beteiligten zu treten. Frau Jun.-Prof. Dr. Béatrice Hendrich und das ikult Team stehen Ihnen gerne für Fragen zur Verfügung.

Mit den Rheinlandgesprächen möchten wir der Öffentlichkeit eine Schnittstelle zum Spannungsfeld aktueller Themen und der interkulturellen und der transkulturellen Dialogarbeit bieten. Weitere Informationen zum Projekt “Rheinlandgespräche” finden Sie hier.

Das FrauenForum des ikult e.V. freut sich, Sie zahlreich empfangen zu dürfen.

Die Veranstaltung kann leider nicht in unseren Vereinsräumlichkeiten stattfinden, Neuer Veranstaltungsort:

SYNKO Synergie Köln e.V.,
Unter Sachsenhausen 37,
50667 Köln

ca. 750 Meter (9 Minuten Fusweg) von ikult e.V. aus Richtung Kölner Dom/ Hauptbahnhof die Christophstr. /Gerionstr./Unter Sachsenhausen lang.

 

Wir bitten um Anmeldung unter: frauenforum@ikult.com

  • Datum: 26.05.2016, Donnerstag
  • Zeit: 19:00 Uhr (Dauer ca. 90 Minuten)

Journalistin Elmas Topcu besucht FrauenForum

(Köln, 30.01.2016) Die WDR-Journalistin und Redakteurin Elmas Topcu referierte auf Einladung des FrauenForums im Rahmen des ikult-Projekts „Rheinlandgespräche“ zum Thema „Medien und Medienlandschaft in Deutschland“.

In einer kurzen Eröffnungsrede stellte das FrauenForum seine Tätigkeiten und das Konzept der Rheinlandgespräche vor. Demnach versuche der Interkultureller Dialog e.V. mit den Rheinlandgesprächen der Öffentlichkeit eine Schnittstelle zum Spannungsfeld aktueller Themen und der interkulturellen und der transkulturellen Dialogarbeit zu bieten. Dabei interessiere sich der Verein auch besonders für die Rolle von Medien in der Gesellschaft im Zeitalter der Digitalisierung.

Anschließend wurde bei einem gemeinsamen Brunch die Gesprächsrunde eröffnet. Zunächst präsentierte Elmas Topcu ihren Werdegang, wie sie nach Deutschland kam und ihre Tätigkeit beim WDR aufnahm. Sehr spannend war für die Teilnehmer der Bildungsweg von Frau Topcu. Sie erklärte dazu, sie hätte sich zu Beginn keine festen Ziele für die Zukunft gesetzt, so dass der Wechsel zu ihrem jetzigen Beruf erst möglich werden konnte. Die Kenntnisse aus ihrem Studium, vor allem aus den Bereichen Physik und Mathematik, hätten ihre analytischen Fähigkeiten gefördert. Dadurch könne sie ergebnisorientiert arbeiten und zudem Zukunftsprognosen schließen. Diese Eigenschaften seien in ihrem Beruf unverzichtbar, so Topcu.

Daneben berichtete Topcu von ihren vielfältigen Tätigkeiten. So beispielsweise von der Produktion des Dokumentationsfilms „Der Kuaför aus der Keupstraße“, in der sie zusammen mit Andreas Maus den Nagelbombenanschlag der NSU in der Kölner Keupstraße aus dem Jahr 2004 thematisiert und die Auswirkungen auf das Leben der Menschen in der Keupstraße veranschaulicht. Ausgestrahlt werde der Film in den Kinos Ende Februar.

Auf die Frage woher sie sich die Motivation und den Mut nehme, die schwierigen, wenn nicht gefährlichen Recherchen zu betreiben, antwortete Topcu, dass sie nach ihrem Gewissen handle, das ihr auch die nötige Kraft für ihre Arbeit gebe. Elmas Topcu beeindruckte die Gäste mit ihrem Streben nach kritischer Berichterstattung und der Suche nach Wahrheit und Aufklärung.

Prölß: Statt einer Flüchtlingskrise gibt es vielmehr eine politische Krise der Europäischen Union

(Köln, 28.10.2015) Vor ca. 40 Gästen hielt Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats, im Rahmen der „Rheinlandgespräche“ einen Vortrag zur Lage der Flüchtlinge in Deutschland und Köln.

Hasan Dağdelen begrüßte die Teilnehmer der Veranstaltung und beschrieb zunächst das Konzept der „Rheinlandgespräche“, ehe er in die aktuelle Flüchtlingsdebatte überleitete. „Mit den Rheinlandgesprächen möchten wir der Öffentlichkeit eine Schnittstelle zum Spannungsfeld aktueller Themen und der interkulturellen und der transkulturellen Dialogarbeit bieten“, so Dağdelen.

Claus-Ulrich Prölß erklärte zu Beginn seines Vortrags anhand der Genfer Flüchtlingskonvention, wann Menschen als Flüchtlinge eingestuft werden. Im Asylverfahren werde geprüft, ob ein wohlbegründeter Grund zur Flucht vorliege. Dabei würden Flüchtlinge verschiedene Routen nutzen, um an ihr Ziel zu gelangen, meist über das Mittelmeer und seit einigen Jahren auch über Landwege, wie neuerdings über die sogenannte ‚Balkanroute‘. Fluchtwege können sich je nach aktueller politischer Lage ändern, so Prölß.

„Statt einer Flüchtlingskrise gibt es vielmehr eine politische Krise der Europäischen Union, die eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen nicht umsetzt.“

Claus-Ulrich Prölß

In seinem Vortrag beschrieb Prölß auch wie eine Anhörung von Flüchtlingen vonstatten gehe. Die Aufteilung der Flüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland richte sich an den Königsteiner Schlüssel. Dieser berechne anhand von Größe, Einwohnerzahl und den Steuereinnahmen eines Bundeslandes die Aufnahmequoten der einzelnen Bundesländer. Nordrhein-Westfalen nehme mit einem Anteil von ca. 21% die meisten Flüchtlinge im Bund auf.

Das Bundesinnenministerium rechne bis Ende des Jahres mit rund 800.000 Asylbewerbern. Es handele sich um die größte Flüchtlingswelle, die es in der Bundesrepublik jemals gab. Allein in Köln habe sich die Zahl der Asylanträge in den letzten zwölf Monaten nahezu verdoppelt.

Am Ende des Vortrags ging es um die Frage wie sich Bürger vor Ort engagieren können. Dazu erklärte der Referent, dass Hilfe und Engagement immer gewünscht seien und verwies auf das „Forum für Willkommenskultur“ der Kölner Freiwilligen Agentur. In Willkommensinitiativen kann man sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren, so der Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats im Abschluss seines Vortrags.

Jehoschua Ahrens: Juden, Christen und Muslimen liegt eine historische Chance zur Zusammenarbeit vor

(Köln, 20.10.2015) Im Rahmen der Gesprächsreihe “Lebens- und Glaubenswelten in Deutschland – Die Wahrnehmung des ‘Anderen’ in unseren Köpfen” referierte Jehoschua Ahrens, ehemaliger Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, in den Vereinsräumlichkeiten des Interkultureller Dialog e.V. über das jüdische Leben in Deutschland und das Judentum im Allgemeinen.

Jehoschua Ahrens begann seine Ausführungen zum Judentum, welche die erste der drei monotheistischen Religionen ist, mit einer überblicksartigen Rekonstruktion der über 5.000 jährigen Historie dieser Religion. Dabei orientierte sich Ahrens hauptsächlich an der 2.000 jährigen – bis heute andauernden – europäischen und dabei insbesondere der deutschen Entwicklung des Judentums von der Zeit der Römer bis in das moderne 21. Jahrhundert. Der Referent ging auch auf die drei großen Strömungen im Judentum, nämlich die liberale, die modern-orthodoxe und die ultraorthodoxe, ein.

In seinem Vortrag widmete sich Ahrens auch einer vergleichenden Betrachtung zwischen dem Islam und dem Judentum, wobei er einen Schwerpunkt auf die außerordentlich vielen und wichtigen theologischen Gemeinsamkeiten setzte.

„Lange Zeit und ausgiebig genug wurden auf die Unterschiede zwischen unseren Religionen hingewiesen. Es ist an der Zeit, uns in unseren Gemeinsamkeiten wiederzufinden.“

J. Ahrens

Ahrens betonte, dass trotz bestehender Unterschiede, die Gemeinsamkeiten „der Völker des Lichts/Völker der Bücher“ überwiegen würden. Beispielhaft führte der Redner die gemeinsame Erfahrung von Muslimen und Juden in Europa an, die sich überwiegend als Minderheiten in den europäischen Gesellschaften integrieren mussten und dabei auf ähnliche Hindernisse gestoßen sind bzw. stoßen. Weitere Gemeinsamkeiten sind im religiösen Verhalten zu erkennen: So ist die religiöse Reinheit der Ernährung („helal“ / “koscher“) oder das Ritual der Beschneidung eine ausschlaggebende Gemeinsamkeit.

„Juden, Christen und Muslime sind sich – trotz bestehender politischer, kultureller oder religiöser Differenzen – sehr nahe. Ihnen liegt eine historische Chance vor, sich bei gemeinsamen Interessen zusammenzutun und sich für interreligiösen und interkulturellen Dialog einzusetzen.“

J. Ahrens

Dr. Yavuzcan: „Die Diskussion geht für Muslime an der Realität vorbei“

(Köln, 25.06.2015) Dr. İsmail Hakkı Yavuzcan vom Zentrum für islamische Theologie der Universität Tübingen sprach im Rahmen der Gesprächsreihe „Lebens- und Glaubenswelten in Deutschland – Die Wahrnehmung des ‚Anderen‘ in unseren Köpfen“, ein gemeinsames Projekt des Interkultureller Dialog e.V. (ikult) und der Kölner Hochschulvereinigung Young Academics, über „Muslimsein in Deutschland“. Seit April dieses Jahres bekamen im Rahmen der Gesprächsreihe verschiedene Lebens- und Glaubenswelten die Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Am vergangenen Donnerstag, passend zur Fastenzeit, wurden auch Einblicke in die vielfältige Welt der Muslime in Deutschland gewährt.

Dr. Yavuzcan erklärte zu Beginn seines Vortrags, dass in der deutschen Öffentlichkeit ein widersprüchliches Bild von Muslimen herrsche. Dabei handele es sich bei den Muslimen in Deutschland tatsächlich keineswegs um eine homogene Gruppe. Im Gegenteil seien äußerst heterogene Identitäten unter Muslimen in Deutschland vorhanden. In der Öffentlichkeit herrsche zwar das Bild, dass sich Muslime streng an ihre Religion halten, doch die Wirklichkeit sehe anders aus. Ganz unterschiedliche Lebensstile seien unter Muslimen festzustellen, wobei im alltäglichen Leben für manche, islamische Werte von großer Bedeutung seien, für andere hingegen nur eine nebensächliche Rolle spiele. Zudem erklärte Dr. Yavuzcan, dass es nicht möglich sei, einen idealtypischen Muslim zu finden, da die „reine Lehre“ nicht in der Realität existiere. Eine deskriptive Methode, die versucht, Lebens- und Glaubenswelten empirisch zu erfassen, sei zum Verständnis des Muslimseins in Deutschland dienlicher, so Yavuzcan. Hybride bzw. Patchwork-Identitäten, die unterschiedliche und scheinbar widersprüchliche Muster (Bsp. Deutsch-Türkisch-Muslimisch-Schwäbisch) zusammenbringen, seien auch unter Muslimen anzutreffen.

Menschen mit einem muslimischen Hintergrund werden sehr leicht auf ihre Identität als „Muslim“ reduziert.

Dr. İsmail Hakkı Yavuzcan

Dr. Ismail Yavuzcan 2Daneben wurde in dem Vortrag die umstrittene Rolle der Medien thematisiert. Dazu erklärte Dr. Yavuzcan, dass das Bild „des Muslims“ oft medial konstruiert sei. Medien würden oft Stereotypen bedienen und dabei behilflich sein so manche Vorurteile aufrechtzuerhalten. Oft zeige man Muslime nur als bärtige und männliche Personen oder muslimische Frauen mit Gesichtsschleier, die in der modernen deutschen Gesellschaft fremd seien. Allerdings stellte Dr. Yavuzcan auch klar, dass viele Muslime bewusst oder unbewusst durch ihr Fehlverhalten diese Stereotypen bedienen würden. Dennoch seien Schlagzeilen von auflagenstarken Zeitschriften wie ‚Der Spiegel‘, ‚Focus‘ oder ‚Stern‘ über Muslime und den Islam kritisch zu betrachten, da sie stets ein einseitiges Bild unterstützen würden. Deshalb wundert es nicht, dass Bewegungen wie Pegida entstehen, die glücklicherweise in großen Teilen Deutschlands nicht Fuß fassen konnten, so Yavuzcan.

Die Diskussion, ob der Islam zu Deutschland gehört, gehe für viele muslimische Jugendliche an der Realität vorbei, da sie sich längst nicht mehr als Migranten, sondern selbstverständlich als Teil der deutschen Gesellschaft betrachten würden. Zum Schluss seines Vortrags erklärte Dr. Yavuzcan, dass in der Öffentlichkeit die Annahme herrsche, dass überall Moscheen entstehen, dabei gebe es in Deutschland nur wenige klassische Moscheen mit Kuppel und Minarett. „Bei der erdrückenden Mehrheit der muslimischen Gebetshäuser in Deutschland handelt es sich noch immer um Hinterhofmoscheen“, so Yavuzcan.

Dr. Ismail Yavuzcan - Publikum

Merfin Demir: Medien stellen einseitiges Bild über Einwanderung dar

(Köln, 09.06.2015) Am Dienstagabend wurde die nächste Sitzung im Rahmen der Gesprächsreihe „Lebens- und Glaubenswelten in Deutschland“ in der Universität zu Köln abgehalten. Merfin Demir, Koordinator des Projekts ‚Junge Roma aktiv‘ der Otto Benecke Stiftung, referierte zum Thema „Sinti und Roma sein in Deutschland“.

Zu Beginn seines Vortrags erklärte Merfin Demir den anwesenden Gästen die Auswanderungsbilanz von Bulgaren und Rumänen und bedauerte, dass die Medien derzeit die Einwanderungsthematik verzerrend und inkorrekt darlegen würden. Demnach würden 36% der rumänischen und bulgarischen Emigranten nach Italien, 18% nach Spanien, 14% nach Großbritannien und lediglich 11% nach Deutschland auswandern. Allerdings herrsche in den deutschen Medien häufig das Klima, dass die deutsche Gesellschaft vor einer Überfremdung stehe, obwohl die Einwanderungsquote zu anderen europäischen Ländern vergleichsweise gering sei.

Demir erläuterte, dass die Vorfahren der Sinti und Roma ursprünglich aus dem Nordwesten des indischen Subkontinents stammen. Aufgrund von Übergriffen, die Roma im Mittelalter erfahren haben, habe eine Auswanderung aus Indien in Richtung Europa stattgefunden. Wegen der breiten geografischen Verteilung der ausgewanderten Roma könne man heute nicht mehr von einer einheitlichen Kultur von Roma sprechen, sondern es herrsche eine kulturelle Pluralität. Daneben sei die Kultur von Roma stark davon abhängig in welcher Region sie leben und welcher Religion sie angehören. Der allgemeine Fixpunkt für die Identität von Roma sei in der Regel die Sprache, sofern sie gesprochen wird, betonte Demir.

Es existieren viele Roma Subkulturen nebeneinander. Die Entstehung von Nationalstaaten hat dazu geführt, dass die Existenz von Subkulturen infrage gestellt wurden und Normalität zu Anomalität wurde.

Merfin Demir

In der Geschichte hätten Roma unzählige unangenehme Erfahrungen gemacht. In Rumänien habe man Roma als Sklaven gehalten, ähnlich wie Afroamerikaner in den USA. Auch habe man Roma in Europa als Feinde der Christenheit diffamiert, weil sie nicht katholisch waren. Die Kirche habe sogar Scheine erstellen lassen, um Roma zu identifizieren und zu verfolgen. Und während des NS-Regimes seien Sinti und Roma gänzlich einem Völkermord ausgesetzt gewesen, so Demir.

Die Wahrung der eigenen Kultur ist mindestens genauso wichtig wie die Wahrung der eigenen Identität.

Merfin Demir

Zum Unterschied zwischen Sinti und Roma sagte Demir: “Sinti sind seit über 600 Jahren in Deutschland ansässig und leben seit jeher hauptsächlich im deutschsprachigen Raum. Roma hingegen leben überwiegend im osteuropäischen Raum. Damit einhergehend sind einige kulturelle Unterschiede vorhanden“.

Abschließend stellte Merfin Demir fest, dass es bei wirtschaftlichen Verstößen Warnbriefe gibt, aber bei Menschenrechtsverletzungen nicht und warf die Frage in den Raum, ob es sich beim Projekt der Europäischen Union um eine Wertegemeinschaft oder doch nur Wirtschaftsgemeinschaft handelt.

Dr. Thomas Lemmen zu Gast im ikult e.V.

(Köln, 03.06.2015) Am Mittwochabend war Dr. Thomas Lemmen, Referent im Referat Dialog und Verkündigung des Erzbistums Köln, zu Gast im Interkultureller Dialog e.V. (ikult) und hielt im Rahmen der Gesprächsreihe „Lebens- und Glaubenswelten in Deutschland“ einen Vortrag zum Titel „Katholisch sein in Deutschland“.

Seinen Vortrag teilte Dr. Lemmen in zwei Bereiche auf. Im ersten Teil ging er auf die Entstehungsgeschichte des Christentums ein und schilderte Kernpunkte des christlichen Glaubens. Dr. Lemmen unterstrich, dass die Beziehung des Menschen zu Gott mit Jesus Christus eine neue Tiefe erlangt habe und Jesus sich für die Armen und Unterdrückten eingesetzt habe. Zudem erklärte Dr. Thomas Lemmen, dass die ersten Christen in Europa Migranten waren. Genau wie das Judentum habe sich auch das Christentum vermutlich im Römischen Reich über die Handelswege ausgebreitet. Man gehe davon aus, dass die ersten Christen Soldaten und Händler waren. Weitere Unterthemen der chronologischen Einführung in die Entstehungsgeschichte des Christentums waren die Unterscheidung des west- und oströmischen Christentums, die Schlacht bei Zülpich, die Krönung Karl des Großen durch den Papst sowie das Wirken angelsächsischer Missionare. 1517 gab es mit der Reformation das erste Mal zwei Erscheinungsbilder des Christentums, so Lemmen. Das Ziel Martin Luthers sei gewesen, der Verweltlichung der Kirche entgegenzuwirken. Die Reformation habe eine konfessionelle Zweiteilung herbeigeführt, dessen Spuren auch heute noch deutlich zu sehen seien.

Im zweiten Teil ging Dr. Thomas Lemmen auf die gegenwärtige Lebenswelt der Christen in Deutschland ein. Hierzu bediente er sich auch aktuellen demografischen Statistiken. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Taufenrate stark zurückgegangen, der Anteil der Konfessionslosen stark gestiegen und der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung habe sich von 2,7% auf 5% erhöht. Als Grund für den Zuwachs von Konfessionslosen nannte er unter anderem die Wiedervereinigung, da die Menschen in den neuen Bundesländern vom alten System als konfessionslos betrachtet wurden und diesen Status größtenteils nach der Wende behalten hätten. Daneben sei allerdings nicht zu übersehen, dass sich tatsächlich eine beachtliche Zahl an Menschen von der Kirche abgewandt hat, so Lemmen. Oft sei es der Fall, dass sich Bürger über folgenschwere Ereignisse innerhalb der Kirche aufregen und deshalb beispielsweise keine Kirchensteuer mehr zahlen möchten. Es seien sogar Protestanten vorhanden, die sich über Entscheidungen der katholischen Kirche ärgern und aus der evangelischen Gemeinde austreten. „Wir sind hier als Katholiken auf hohem Niveau mit dem ‚Jammern’“, sagte Dr. Lemmen um zu unterstreichen, dass die Kirche in Afrika unter viel prekäreren und unverhältnismäßigen Bedingungen die Menschen zu erreichen versuchen würden.

PublikumAufgrund der Tatsache, dass unter den Gästen sehr unterschiedliche „Lebens- und Glaubenswelten“ wie Muslime, Konfessionslose etc. vorhanden waren, musste sich Dr. Lemmen vielen Fragen stellen. So fand zum Abschluss des Abends eine angenehme Gesprächsrunde mit interessanten Fragen statt, sodass der eine oder andere Aspekt noch einmal intensiver thematisiert wurde.

13. Internationales Sprach- und Kulturfestival: Farben dieser Welt

IFCL 2015 Germany-1(Dortmund, 30.05.2015) Am Samstagabend fand in der Dortmunder Westfalenhalle das lang ersehnte Finale des 13. Internationalen Sprach- und Kulturfestivals statt. Vor ca. 10.000 Besuchern präsentierten über 300 Kinder aus 35 Nationen, in farbenträchtigen Kostümen und Traditionen, die Vielfalt unterschiedlicher Tänze, Lieder und Gedichte aus aller Welt. Das 13. Internationale Sprach- und Kulturfestival stand unter der Schirmherrschaft von Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW, die auch selbst der Veranstaltung in der Westfalenhalle beiwohnte und ein Grußwort hielt.

Mit dem Slogan „Farben dieser Welt“ begeisterten Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten Ländern mit ihren Aufführungen das euphorische Publikum. Ministerin Schulze betonte in ihrem Grußwort die große Leistung der Kinder, die zunächst in ihren Ländern ihr Können unter Beweis stellen mussten, ehe sie am Finale in Dortmund teilnehmen konnten, und lobte die Veranstalter, die es geschafft hätten, Kinder aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen zu einem solchen Event in der Dortmunder Westfalenhalle zusammenzubringen.

IFCL 2015 Germany-2„Aus dieser Halle geht eine ganz besondere Herzlichkeit aus. Hier lernen sich Menschen gegenseitig kennen und verstehen. Sie öffnen sich, verbrüdern sich und werden Freunde.“

Svenja Schulze, Ministerin des Landes Nordrhein-Westfalen

Daneben wurde auch eine Grußbotschaft des muslimischen Predigers Fethullah Gülen verlesen. Darin bedankte er sich bei Lehrern, Eltern, Schülern, Veranstaltern sowie Unterstützern und brachte seine Hoffnung für ein friedliches Miteinander zur Sprache.

„Mit euren Stimmen, Worten und Handlungen ruft ihr alle Menschen zu Liebe und Barmherzigkeit auf. Ihr lasst die Feindseligkeiten der Vergangenheit in den Seiten der Geschichtsbücher und lädt sie (die Menschheit) dazu ein, in Freundschaft zu leben, ohne neuen Anlass für Feindseligkeiten zu geben.

Fethullah Gülen

IFCL 2015 Germany-3Bei grandioser Atmosphäre hielt es die Gäste kaum noch auf ihren Plätzen. Somit wurden die meisten Lieder euphorisch mitgesungen, Lichtstrahlen wurden hin und hergeschwenkt und die Darbietungen der Kinder wurden mit großem Beifall geehrt. Im Programm war auch ein Lied von Michael Jackson sowie das Lied „Ein bisschen Frieden“ von Nicole vorhanden, die vom Publikum mit großem Applaus empfangen wurden.

Prof. Gesine Schwan, die 2004 und 2009 für das Amt der Bundespräsidentin kandidierte, erhielt während der Veranstaltung für ihr Engagement im interkulturellen Austausch einen Preis überreicht. Weitere bekannte Gäste der Veranstaltung waren Michelle Müntefering, MdB und Vorsitzende der Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe im Bundestag sowie die nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Ina Scharenbach, die beide eine kurze Rede hielten und die Kinder und Gäste aus aller Welt herzlichst in Nordrhein-Westfalen begrüßten.

Ausgerichtet wurde das 13. Internationale Sprach- und Kulturfestival vom Academy e.V., einem Verein für Bildungsberatung mit Sitz in Frankfurt am Main. Der Interkultureller Dialog e.V. (ikult) unterstützte das Projekt und war einer der Organisatoren der Eröffnungsgala, die zuvor am 28. Mai 2015 im Robert-Schuman-Saal in Düsseldorf stattgefunden hat.

Weitere Informationen zum Konzept des Sprach- und Kulturfestivals finden Sie hier.