REPORT | Stationen des christlich-muslimischen Dialogs in der evangelischen Kirche im Rheinland

Köln – Das vierte Webinar in der Vortragsreihe „Evangelische Kirchen im Dialog mit Muslim: innen“ fand am Mittwoch (12.01.2022) statt. Pastorin Dr. Beate Sträter referierte hierbei über die Entwicklung des christlich-muslimischen Dialogs in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie erinnerte dabei ausdrücklich an die gemeinsamen Interessen und Herausforderungen des Zusammenlebens.

In den 1960er Jahren hatte die rheinländische Landeskirche einen „eher exotisierenden Blick“ auf Muslim: innen. Die ersten Kontakte entstanden Anfang der 1980er aus dem Schulreferat heraus, wie in Duisburg, Essen oder Mülheim an der Ruhr. Später entwickelten sich die ersten christlich-muslimischen Gesprächskreise. Allerdings betrachtete man diese vielmehr in einer Strellvertreterfunktion. Ein weiterer Kritikpunkt war die Unterstellung der Vermeidung von kritischen Fragen und somit der sogenannte „Kuscheldialog“, erklärte Dr. Sträter.

Ab 2015 hat die Evangelische Landeskirche im Rheinland die diakonische Perspektive endgültig abgelegt und eine gemeinsame Weggestaltung für die Zukunft eingeschlagen. Die Referentin äußerte dazu die Selbstkritik, dass die „Erkenntnis des Zusammenlebens erst später kam.“

Die Erfahrung des Dialogs mit dem Judentum hatte indessen zur Reflexion in der evangelischen Theologie und der Kirche geführt, woraus die Einsicht der theologischen Verantwortung folgte. Diese Erfahrung hat später die Grundlage für den interreligiösen Dialog dargestellt.  Im Dialog mit den Muslim:innen dienen als Ankerpunkte daher auch die gemeinsame Abrahamstradition und die damit verbundenen Glaubensstrukturen . Die Evangelische Kirche im Rheinland zeigt auch klare Position gegen Islamfeindlichkeit, ist offen und anerkennt den Muslim:innen das Recht auf Selbstbestimmung, stellte Referentin Dr. Sträter klar.

Auf sozialer und gesellschaftlicher Ebene gebe es ebenfalls gemeinsame wichtige Interessen. Dr. Sträter betonte ausdrücklich, dass Problemstellungen in Stadtgegenden oder Soziale Gerechtigkeit, Bildung und Klimawandel alles gesamtgesellschaftliche Herausforderungen sind. Sie wies darauf hin, dass der Bildungsauftrag für alle gilt und erinnerte daran, dass „Alle unsere Kinder und Jugendliche sind.“ Ein weiteres gemeinsames Interesse ist die Verteidigung der Religionsfreiheit in Zeiten zunehmender Demokratiefeindlichkeit, machte Pastorin Dr. Sträter klar.

Die rund 90 Teilnehmer: innen haben außerdem die demokratischen Verwaltungsstrukturen des zweitgrößten Landesverbandes unter den Evangelischen Landeskirchen in Deutschland näherkennengelernt.

Das Webinar war die Vierte in der Vortragsreihe „Evangelische Kirchen im Dialog mit Muslim:innen“ und eine Veranstaltung vom Bund Deutscher Dialog Institutionen (BDDI), der Dialog Akademie und vielen weiteren regionalen Partnern gewesen.

Report & Redaktion: iKult e.V.

Bild: BDDI

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